Wenn mir jemand vor 10 Jahren erzählt hätte, dass ich mal freiwillig einen Zwiebelkuchen backen, dann hätte ich ihn bestimmt für bekloppt erklärt. Den eigentlich hasse ich Zwiebeln. Insbesondere rohe Zwiebeln kann ich auch heute noch nicht essen. Allerdings ändern sich Geschmäcker zum Glück und so finde ich langsam gegarte Zwiebeln inzwischen nicht nur essbar, sondern sogar lecker. Und ich mag auch Federweißer. Dieser süße alkoholhaltige Traubensaft passt perfekt zu Zwiebelkuchen, auch wenn bei uns zu Hause den außer mir niemand trinken wollte. Wobei die Kinder bestimmt nicht nein gesagt hätten.
Da ich ja gerne mit neuen Backtechniken herum Experimente sollte es auch heute etwas experimenteller werden. Denn irgendwo habe ich gelesen, dass die Hefen im Federweißer noch aktiv genug sind, um damit zu backen. Also eine alkoholhaltige Hefewasser Variante. Da ich neben Hefe und Sauerteig auch schon mit eigenem Milchkefir gebacken habe und auch meine Rhabarber-Streuselschnecken mit Hefewasser mir gut gefallen haben, wollte ich es wissen.
Also habe ich morgens schnell einen Vorteig angesetzt, um die Hefen etwas zu aktivieren. Die bei anderen natürlichen Triebmittel kann man auch hier auf diese Weise am besten den Trieb im Hauptteig steuern. Der Federweißer sollte noch jung sein und nicht zu viel Alkohol haben. Je milder und süßer er ist, je besser für den Teig. Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen. Die Porung ist sensationell und der Teig richtig lecker.
Vorteig
- 150gr Federweißer
- 150gr T65 oder 550er Weizenmehl
Mehl und Federweißer mischen und warm für ca. 8-10 stunden gehen lassen. Der Teig sollte sich gut verdoppeln und darf noch nicht wieder zusammen gefallen sein. Wenn das passiert, nochmal 75gr Mehl und Federweißer dazu geben und für eine Stunde vor dem Verarbeiten gehen lassen. Die Menge vom Hauptteig abziehen.
Hauptteig
- Vorteig
- 350gr T65 oder 550er Weizenmehl
- 200 Federweißer
- 11 Salz
Vorteig, Mehl und Federweißer für 5 Minuten kneten. Das Salz dazugeben und für weitere 5-7 Minuten kneten bis ein geschmeidiger Teig entstanden ist. Den Teig in eine Schüssel geben und im 20-Minuten-Takt 3x dehnen und falten. Die Schüssel nun für 16 Stunden im Kühlschrank parken.
Am nächsten Tag Schüssel aus dem Kühlschrank nehmen und den Kuchenteig zu einer Kugel formen. Für 30 Minuten ruhen lassen. Dann den Teig auf ein Backblech mit Backpapier geben. Dafür den Teig entweder dünn ausrollen oder noch besser einfach wie eine Pizza zur gewünschten Größe ziehen. Den Teig nun gut abgedeckt (z.B. das Blech in einen großen Müllsack geben) für eine Stunde gehen lassen. In der Zeit könnt Ihr Euch um den Belag kümmern und den Ofen mit Pizzastein oder Backstahl so heiß wie möglich vorheizen. Bei uns waren es 300°.
Belag
- 150gr Crème fraîche
- 300gr Gouda
- 200gr Speckwürfel
- 3-4 große Gemüsezwiebeln
- 1 EL getrockneten Majoran
- Salz, Pfeffer
Zunächst die Speckwürfel in der Pfanne kräftig anbraten und das Fett ordentlich auslassen. Die Würfel sollten kross aber noch nicht zu hart sein. In der Zeit die Zwiebeln in dünne Scheiben schneiden. Das Fett nun auf 2 Pfannen verteilen und die Zwiebeln ebenfalls kräftig anbraten. Etwas Hitze wegnehmen und für 10-15 Minuten goldbraun braten. Speck zu den Zwiebeln geben und mit Salz, Pfeffer und Majoran abschmecken. Zur Seite stellen und etwas abkühlen lassen.
Nun den Kuchen belegen. Dafür als Erstes das Crème fraîche auf dem Teig verteilen. Dann den Käse gleichmäßig verteilen und am Ende die Zwiebeln über den Käse geben. Den Kuchen auf dem Backpapier in Ofen geben und für 10 Minuten backen.
Heiß mit Federweißer oder einem kühlen Bier genießen.
Wie ist Eure Meinung zum Zwiebelkuchen? Seid Ihr Fans oder nicht so? Allen Fans würde ich auf jeden Fall noch die Argentinische Fugazzeta – den Pizza – Focaccia – Zwiebelkuchen Mix empfehlen. Eine vegetarische Version mit karamellisierten Zwiebeln.
Und wenn Ihr kein großer Zwiebelfan seid, könnt Ihr es noch mit der herbstlichen Kürbis-Apfel-Schafskäse Pinsa Romana versuchen.